UND Generationentandem will das Begegnungszentrum Offenes Höchhus langfristig betreiben

Schon mehr als 9 Monate ist das Begegnungszentrum Offenes Höchhus in den ältesten Mauern Steffisburgs für die Bevölkerung offen. Kürzlich lud UND Generationentandem zum Infoabend. Die Organisation plant nach der Pionierphase definitiv den langfristigen Betrieb. Das Offene Höchhus könnte Modellcharakter haben für andere Begegnungs- und Quartierzentren in der Region. Betreffend Finanzierung sind noch einige Fragen offen.

Noch kein Jahr ist das Begegnungszentrum Offenes Höchhus in Steffisburg offen für alle. Und bereits ist klar: Der Ort der Begegnung hat Zukunft. UND Generationentandem, die Organisation dahinter, plant den Betrieb langfristig. Die Organisation, die 2012 als Verein gegründet wurde, ist in der Region Thun mit verschiedenen Standbeinen aktiv: Generationenfestival, Digitales Wissen, Politische Debatten, Magazin, Freiwilligenarbeit und vieles mehr. All diese Standbeine profitieren vom neuen Begegnungszentrum, sie werden zugänglicher und sichtbarer.

Ein Blick zurück: Nach einem Parlamentsentscheid in Steffisburg am 28. April folgte tags darauf eine eindrückliche Zügelaktion – UND Generationentandem eröffnete am 1. Mail 2023, vor mehr als 9 Monaten im historischen Höchhus in Steffisburg ein Begegnungszentrum mit Bedeutung für die ganze Region Thun.

100 Menschen informierten sich live

276 Tage Offenes Höchhus – UND Generationentandem zählte die seither vergangenen Tage bis zum Abend der Infoveranstaltung, dem 1. Februar. Die vorbereitete Anzahl Stühle im Dachstock des Höchhus waren zu knapp bemessen und vor dem Start der Veranstaltung für alle Interessierten des Begegnungszentrums mussten weitere Stuhlreihen angesetzt werden. Rebekka Flotron (28), die Moderatorin und stellvertretende Geschäftsleiterin von UND Generationentandem, eröffnete danach vor 100 Menschen den Abend. Gleichzeitig konnte der Abend auch via Livestream verfolgt werden und kann als Video- und Audiopodcast nachgeschaut- und gehört werden.

Ein (über)voller Dachstock: Das Interesse am Begegnungszentrum scheint gross zu sein. – Bild: Hans-Peter Rub

Drei Worte entsprechen vier Zutaten

Elias Rüegsegger (29), Geschäftsleiter von UND Generationentandem, illustriert die Vision: «Die drei Wörter Begegnungszentrum Offenes Höchhus entsprechen vier Zutaten für einen erfolgreichen Ort der Gemeinschaft. Begegnung – das ist im Kern, was wir bewirken wollen. Im Zentrum – Mitten in Steffisburg, mitten in der Gesellschaft wollen wir sein. Offen – für alle. Höchhus – die historischen und symbolischen Mauern in denen wir eine neue Geschichte erzählen.»

Alte Mauern, neue Geschichten: Ein Begegnungszentrum, mitten in Steffisburg, offen für alle. – Bild: Alexandra Klaesi

Welches Begegnungszentrum braucht es?

«Es gibt in Steffisburg, ja in der Region, noch nichts Vergleichbares», meinte die Steffisburgerin und Engagierte der ersten Stunde Agnès Perrin (46). In Steffisburg laufe bereits enorm viel, und viele Leute hätten gute Ideen, ein solches Zentrum habe gefehlt. «Es braucht einfach eine Basis.» Und diese Basis mit Begegnungscafé und dem Herz, den freiwilligen Gastgeber:innen, ist umfangreich offen: Von Montag bis Samstag (Mo/Mi/Do: 9–17 Uhr, Di/Fr: 9–22 Uhr, Sa: 10–16 Uhr). Etwa 40 Freiwillige sind aktuell und regelmässig im Einsatz.

Ein Begegnungszentrum, betrieben von freiwillig Engagierten Gastgeber:innen. – Bild: Elias Rüegsegger

«Die vielen Angebote sind mit den Besucher:innen entstanden, die selbst Teil des Offenen Höchhus werden», so Agnès Perrin. Breite und Vielfalt des Programms sind beachtlich: Konzerte, Gesprächsrunden, Lismen, Malen, Freies Schachspiel, Zäme zmörgele, Technikhilfe, Repaircafé und so weiter…

Für Vereine, Parteien und Organisationen aus Steffisburg und der Region ist der Ort bereits jetzt wichtig. «Wir stellen die Räumlichkeiten sehr günstig und sympathisch zur Verfügung», so Ueli Ingold, er verantwortet das Offenen Höchhus im Vorstand von UND Generationentandem. Der Ansturm mit wöchentlich durchschnittlichen 4-6 externen Nutzungen zeige ein grosses Bedürfnis für einen solchen Ort, so Ueli Ingold weiter.

Ein Bedürfnis erfüllen: Das Offene Höchhus bietet auch kostengünstige Räumlichkeiten für Versammlungen, Sitzungen oder private Feste. – Bild: Margitta Bürgin

Gastronomie: Sozial statt kommerziell

Eine gute Tasse Kaffee, ein Stück selbstgebackener Kuchen oder eine Flasche Bier. Das gibt’s bereits – koordiniert und angeleitet durch Jiri Leva und Antonietta Pasanisi von UND Generationentandem. «Essen und trinken schafft Gemeinsamkeit, Geselligkeit verbindet Bekannte und Unbekannte miteinander», so Antonietta Pasanisi. «Bereits jetzt bieten wir zusätzlich zu Kaffee, Getränken und Süssem auf Reservation verschiedene Apéros, Zvieris und auch ganze Essen an», so Antonietta Pasanisi.

Die Gastronomie im Offenen Höchhus soll weiterentwickelt werden, aber immer als Mittel zum Zweck. – Bild: Margitta Bürgin

UND Generationentandem will dazu die «soziale Gastronomie» weiterentwickeln. Diese ist immer «Mittel zum Zweck», so der Geschäftsleiter Elias Rüegsegger, «wir sind kein Restaurant und werden auch keines sein.» Das Offene Höchhus ist ein Ort ohne Konsumationszwang, ein Ort ohne Kommerz – der Gewinn sei immer der sozial.

Wie steht es um die Finanzen?

Am 1. Mai, am Eröffnungstag, sei der Verein ins kalte Wasser gesprungen, begann Verena Allenbach (64), Verantwortliche Finanzen im Vorstand von UND Generationentandem, ihre Ausführungen. Die Gemeinde Steffisburg gewährt dem Verein mit 1’000 Franken einen Mietzins, der die Idee unterstützt. Weitere Fixkosten, Betriebs- und Personalkosten kommen dazu. Für 2024 rechnet UND Generationentandem mit Ausgaben von 145’000 Franken. Der Verein finanziert sich über Mitglieder- Spenden- und Kollektenbeiträgen, Einnahmen aus eigenen Leistungen und Beiträgen von Kooperationspartnern. Dies wird beim Offenen Höchhus nicht anders sein. Bevor jedoch langjährige Partner gefunden sind, braucht es für die nächsten Monaten weitere Gelder. Dazu lanciert der Verein ein Crowdfunding auf der Plattform Lokalhelden. Damit sollen mindestens 15’000 Franken bis Ende März gesammelt werden.

Crowdfunding gestartet: Das Offene Höchhus ist auf Unterstützung angewiesen. – Screenshot

Für Verena Allenbach ist klar: «Ohne freiwillig Engagierte geht nichts.» Die Idee der gesellschaftlichen Teilhabe und der freie Eintritt zu den Events ist dank dieses Einsatzes möglich. 2023 leisteten Freiwillige in allen Projekten von UND Generationentandem insgesamt 38’970 Stunden Arbeit. Würde das mit einem Stundenlohn von 30 Franken entgolten, spräche man von 1’187’820 Franken. Allein im Offenen Höchhus seien 2023 über 9’000 Stunden freiwillig geleistet worden. 

Trotz unschätzbarer Freiwilligenarbeit: Ein Begegnungszentrum zu betreuen ist teuer. – Bild: Victor Keller